Die AUSSENSPIEGEL-Redaktion sprach mit Ivan Lattarulo, Direktor Schweiz und Österreich, über die aktuellen Trends und Entwicklungen im Garantiegeschäft und wirft auch einen Blick auf die Erfolgsbilanz von CarGarantie in 2022.
Welche Trends nimmt CarGarantie im Marktumfeld wahr?
Im Occasionsbereich beobachten wir ein deutliches Wachstum. Der Occasionssektor erhält viel Aufmerksamkeit von Herstellern/Importeuren. Kaum ein Hersteller hat kein Occasions-Label, in dem die Garantie fester Bestandteil ist. Zusätzlich kam es während und nach der Corona-Pandemie aufgrund der Lieferschwierigkeiten bei Neuwagen zu einer Verschiebung hin zum Occasionsmarkt.
Welche Veränderung stellen Sie beim Endverbraucher fest?
Gerade in inflatorischen Zeiten wird eine Absicherung immer wichtiger. Auch das Sicherheitsbedürfnis ist beim Endverbraucher nun ausgeprägter als vor der Pandemie. Das zeigt sich in einer höheren Bereitschaft, eine Reparaturkostenversicherung abzuschliessen bzw. eine Garantie beim Händler zu erhalten. Die Occasions-Garantie dient als Qualitätsmerkmal und wertet das Fahrzeug auf. Für den Handel bedeutet das, gerade jetzt die Chancen zu nutzen und noch gezielter Garantien anzubieten.
Kann CarGarantie hier unterstützen?
Das Kundenkontakt-Programm-Center von CarGarantie stellt Handel und Herstellern/Importeuren individuell zugeschnittene Kundenkontakt-Programme inklusive Kundenkarte zur Verfügung. Wir sehen an den gestiegenen Abschlussquoten, die bei 15 bis 25 Prozent liegen, dass die Kundenkontakt-Programme wirken. Deshalb werden unsere Kundenbindungsprodukte auch immer stärker nachgefragt. Auch der Handel hat die Garantie als Kundenloyalisierungsinstrument erkannt.
Und wie sieht es im Bereich Neuwagen aus?
Die Neuwagen-Anschlussgarantie ist immer mehr im Einsatz, auch viele Hersteller verlängern ihre Neufahrzeuggarantie von Anfang an. Und der Bedarf ist da, wie unsere aktuelle Schadenanalyse zeigt. Im Vergleich zum Vorjahr sind die durchschnittlichen Kosten europaweit (Neuwagen und Occasion) noch einmal um mehr als 20 Euro von 596 auf 618 Euro pro Schaden gestiegen. Das bedeutet, dass sich die Kosten innerhalb von nur fünf Jahren um mehr als 100 Euro erhöht haben. Gründe dafür sind unter anderem die weitreichenden wirtschaftlichen Störungen durch die COVID-19-Pandemie und die damit verbundenen Unterbrechungen in der Lieferkette, aber auch der anhaltende Krieg in der Ukraine, der den Fluss von Rohstoffen und Komponenten beeinträchtigt und die Energiepreise und die Inflation in die Höhe treibt.
Welchen Einfluss hat die Elektromobilität auf die Schadenstatistik, reduzieren E-Autos die Schadenkosten?
Aufgrund der Tatsache, dass die meisten Elektrofahrzeuge relativ neu sind und damit nicht unter eine Anschlussgarantielaufzeit fallen, liegen uns noch nicht ausreichend verlässliche Daten vor, um das zu bewerten. Wir haben jedoch vor kurzem „Electric Drive“ gestartet, eine markenunabhängige Reparaturkostenversicherung für vollelektrische Fahrzeuge. Dieses Produkt wird uns künftig mit zuverlässigen Statistiken versorgen.
Wie entwickeln sich die Garantielaufzeiten, stellen Sie da Veränderungen fest?
Auf jeden Fall. Gerade in letzter Zeit stellen wir einen Trend zu immer höheren Laufzeiten fest. In Zeiten der Unsicherheit, wie wir sie in den vergangenen Jahren erlebt haben, wünschen sich sowohl Handel als auch Kunden Stabilität und langfristige Verlässlichkeit. Garantie- und Reparaturkosten-Versicherungsprodukte mit hohen Laufzeiten sind daher besonders erfolgreich. Das haben auch die Hersteller erkannt und bieten gerne Sonderaktionen mit uns an wie „2 Jahre Herstellergarantie plus 3 Jahre Anschlussgarantie inklusive“.
Wie lautet die unternehmerische Bilanz von CarGarantie beim Rückblick auf das vergangene Jahr?
Der Handel hat in der letzten Zeit verstärkt Kundenbindungsinstrumente eingesetzt, darunter auch Garantie- und Reparaturkostenversicherungen, aber auch Kundenkontakt-Programme. CarGarantie bietet hier zahlreiche Lösungen an. Aus diesem Grund sind wir mit unserem Geschäft zufrieden.
Was heisst das in Zahlen ausgedrückt?
Wir haben 2022 einen Umsatz von rund 240 Millionen Euro erzielt. Das ist der bislang beste Umsatz unserer Unternehmensgeschichte. Demgegenüber stehen aber natürlich auch erhöhte Kosten.
Und wie lauten Ihre wirtschaftlichen Ziele für 2023?
Wir wollen unseren Kurs fortsetzen und haben wir uns weiterhin ambitionierte, aber realistische Ziele gesetzt. Unsere Produkte entwickeln wir kontinuierlich und unter aufmerksamer Marktbeobachtung weiter.
Und abschliessend: Wie gehen Sie mit der Digitalisierung um?
Der digitale Wandel ist aus geschäftlichen Prozessen nicht mehr wegzudenken und wird auch von unseren Kunden erwartet. Der persönliche Kontakt und das Vertrauen unserer Vertragspartner, das wir uns über die Jahre aufgebaut haben, sind für uns aber wichtig. Hier liegt unser Schwerpunkt. Ob ServiceCenter, Garantiebearbeitung oder Aussendienstteam: Digitale Wege nutzen wir nur als Zusatzangebot für unsere Partner wie z. B. die Online-Schadenmeldung unabhängig von den Servicezeiten, oder auch als Zugabe neben den regelmässigen Aussendienstbesuchen.