Im Jahr 2023 sind die Reparaturkosten weiter angestiegen. Herbert Michael Strasser, Country Sales Manager Österreich von CarGarantie Österreich, rät Händlern, sich gegen Risiken abzusichern und spricht auch über Garantien für Elektroautos sowie aktuelle Trends und Entwicklungen am Garantiemarkt.
Herr Strasser, welche Themen sind für Sie und CarGarantie im vergangenen Jahr besonders wichtig gewesen?
Herbert Michael Strasser: Wir haben neue Kooperationen auf nationaler Ebene geschlossen, unter anderem mit der Santander Consumer Bank und es ist uns gelungen, viele neue Kontakte zu Händlern zu knüpfen. Um den Herausforderungen von 2024 mit einem starken Team zu begegnen, wurde das Vertriebsteam neu aufgestellt.
Aktuell ist die Situation am Automobilmarkt nicht einfach. Gibt es leichte Anzeichen, dass sich die Lage verbessert?
Herbert Michael Strasser: Ja, denn nach der Pandemie und den Schwierigkeiten in der Lieferkette sind jetzt wieder Fahrzeuge verfügbar. Das spiegelt sich auf dem Markt in steigenden Zulassungszahlen wider. Wir spüren den Trend in unseren Gebrauchtwagenprodukten sowie in der gestiegenen Nachfrage nach Verlängerungsprodukten. Ziel des Handels ist es, mit Verlängerungsprodukten im Gebrauchtwagen-Business die Werkstattauslastung zu erhöhen und Nachhaltigkeit zu schaffen.
Welche Herausforderungen beschäftigen die Kfz-Branche und CarGarantie?
Herbert Michael Strasser: In unserer jährlichen Schadenanalyse stellen wir Statistiken über die aktuellen Schadendaten und die damit verbundenen Kosten zur Verfügung. Teil der Analyse ist die Berechnung der durchschnittlichen Reparaturkosten. Diese steigen seit Jahren an. Die treibenden Kräfte für diese Entwicklung sind die steigenden Lohn- und Materialkosten.
Welche Komponenten sind besonders von diesen Kosten betroffen?
Herbert Michael Strasser: Sowohl bei Neu- als auch bei Gebrauchtwagen zeigt sich hier ein ähnliches Bild wie in den Vorjahren: Die elektrische Anlage ist am häufigsten von Schäden betroffen, die teuersten Schäden betreffen aber weiterhin den Motor. Insgesamt ist ein Anstieg der allgemeinen Schadenhäufigkeit wahrnehmbar. Einer der Gründe dafür ist die immer komplexere Technik von Fahrzeugen: Was Fahrzeugbesitzer also durch zusätzliche Funktionen an Komfort gewinnen, schlägt sich später auch in den Kosten nieder.
Was kann der Handel tun, um sich vor diesen Kosten zu schützen?
Herbert Michael Strasser: Bei den stark steigenden Zahlen können Reparaturkosten schnell zu einer nicht vorhergesehenen Belastung werden. Bei Fragen von Gewährleistung und Kulanz kann außerdem schnell Missmut bei den Kunden aufkommen. Das kann das Geschäft eines Händlers nicht nur beeinträchtigen, sondern gegebenenfalls auch gefährden.
Der Handel ist daher gut beraten, sich gegen diese Risiken abzusichern – zum Beispiel mit einer Garantie- oder Reparaturkostenversicherung. Damit wird nicht nur das eigentliche finanzielle Risiko ausgeglichen, man vermeidet im Zweifelsfall auch Auseinandersetzungen mit den Kunden und sorgt so für mehr Kundenzufriedenheit. Voraussetzung hierfür sind allerdings zuverlässig kalkulierte Produkte, die auch dauerhaft wirtschaftlich sind. Auch aufgrund der steigenden Reparaturkosten sind für die Budgetierung planbare Garantiekosten von Vorteil.
Abseits von den angesprochenen Themen – was gab es 2023 noch von CarGarantie zu berichten?
Herbert Michael Strasser: Wir haben 2023 unsere Bankenkooperationen intensiviert und ausgebaut. Sowohl bei Captive- als auch bei Non-Captive-Banken sind wir hier Marktführer. Gemeinsam mit den Banken entwickeln wir Bundle-Produkte, die eine Fahrzeugfinanzierung mit einer Reparaturkosten- oder Garantieversicherung kombinieren. Darüber hinaus haben wir weiter an unserer Servicequalität gearbeitet, um die Erfahrung unserer Partnerinnen und Partner noch weiter zu verbessern.
Was für eine Rolle spielt die Servicequalität denn bei der Auswahl eines Angebots für Ihre Partner?
Herbert Michael Strasser: CarGarantie setzt grundsätzlich auf langfristig wirtschaftliche Produkte, die zuverlässig kalkuliert sind. Unser Anspruch ist es, Premium-Leistungen anzubieten, die dann auch mit Premium-Beratung und Service kombiniert wird. Der Erfolg gibt uns hier Recht: In unserer internationalen Zufriedenheitsbefragung, die unter anderem dieses Thema im Fokus hatte, haben wir sehr gute Bewertungen erreicht. Das zeigt, dass der Preis zwar ein relevanter, aber nicht der einzige Faktor ist – und dass man mit gutem Service und persönlicher Beratung bei Partnern wie Endkunden punkten kann.
In welcher Hinsicht heben Sie sich in puncto Servicequalität vom Wettbewerb ab?
Herbert Michael Strasser: Für uns steht weiterhin unser Full-Service-Ansatz im Mittelpunkt: Unsere Partner können sich darauf verlassen, dass all ihre Anliegen bei uns in den besten Händen sind. Dabei sind wir mehr als nur ein Versicherer: Wir sind auch Vermarktungspartner und legen besonderen Wert auf die Betreuung vor Ort durch unseren Außendienst, der eng mit dem Handel in Österreich und den Herstellern in Europa zusammenarbeitet. Von Produktentwicklung über Vertriebsunterstützung bis hin zu Marketingservices können Händler alles uns überlassen und sich so ganz auf ihr Kerngeschäft konzentrieren.
Das Thema Elektroautos ist von Jahr zu Jahr präsenter in der Branche. Auch bei Versicherern sind sie ein großes Thema, da es häufig heißt, dass Fahrzeuge mit elektrischem Antrieb seltener defekt sind und deshalb geringere Reparaturkosten verursachen. Geht das auch aus Ihren Daten hervor?
Herbert Michael Strasser: Diese Annahme können wir bislang nicht bestätigen. Tendenziell haben Elektroautos unseren Daten nach vergleichbare Schadenfrequenzen und -summen. Das bedeutet auch, dass Garantie- und Reparaturkostenversicherungen für Elektroautos nicht weniger wichtig sind als für traditionelle Verbrenner, da auch hier unvorhergesehene und hohe Schäden auftreten können. Hier ist aber anzumerken, dass elektrische Antriebe bisher nur einen geringen Teil unseres Portfolios ausmachen, so dass wir noch keine verlässlichen statistischen Aussagen treffen können – was wir beobachten, ist eine erste Tendenz.
Inwiefern ist die Batterie von diesen Schäden betroffen?
Herbert Michael Strasser: Die Batterie ist bei Garantie- und Reparaturkostenversicherungen für BEVs normalerweise nicht im Umfang enthalten. Daher spielt sie zumindest bei garantiepflichtigen Schäden aktuell noch keine Rolle. Das kann sich aber ändern: Wir analysieren genau, inwiefern eine Abdeckung der Hochvoltbatterie möglich bzw. sinnvoll ist. Sollte sie zukünftig enthalten sein, wird dies natürlich auch Auswirkungen auf die Schadendaten haben.
Welche Entwicklungen erwarten Sie 2024 auf dem Gebrauchtwagenmarkt?
Herbert Michael Strasser: Der Trend geht weiterhin in Richtung Gebrauchtwagenmarke der Hersteller. Bei steigenden Preisen und steigender Unsicherheit suchen Kundinnen und Kunden nach Qualität und Verlässlichkeit. Aber auch immer mehr Händler positionieren sich mit einer eigenen Händlermarke plus Qualitätssiegel im Markt. Die professionelle Aufbereitung – und auch die Ausstattung mit Garantie- und Reparaturkostenversicherungen – wird immer wichtiger. Für den Handel lohnt es sich daher, neben der Qualität auch auf verbesserte Kundenbindung zu setzen: Zertifizierte Gebrauchtwagen werden regelmäßig zur Wartung gebracht, was die Werkstattauslastung verbessert und die Kunden an das Unternehmen bindet. Im Idealfall kann der Handel so nicht nur Zeichen für Qualität setzen, sondern auch den Kontakt mit den Kunden bis zum nächsten Autokauf aufrechterhalten.
Gibt es weitere Themen, die Ihres Erachtens in diesem Jahr von Relevanz sein werden?
Herbert Michael Strasser: Die Elektroautos wurden ja bereits angesprochen. Gerade durch die chinesischen Hersteller, die sich aktuell mit tendenziell günstigeren Preisen und guter Hochvolttechnik auf dem Markt zu etablieren versuchen, gerät hier einiges in Bewegung. Traditionelle Hersteller müssen entsprechend darauf reagieren. Diese Entwicklung wird sich 2024 weiter fortsetzen.